Vor 15 Jahren habe ich das uralte Vergebungsritual Hooponopono kennengelernt und darf sagen, es hat meine Sicht auf diese Welt ganz grundsätzlich verändert. Hooponopono stammt ursprünglich aus Hawaii und ist der Weisheit der dort lebenden Priestergilde, den Kahunas, entsprungen. Es würde viele hundert Jahre lang innerhalb der Familienstämme von Mund zu Mund weitergegeben und hat nun, endlich, auch den deutschsprachigen Raum erreicht.
Die unglaubliche Kraft, die dieser Technik innerwohnt und die unser Leben auf einfache Art und Weise zum Besseren verändern kann, hat mich so überzeugt, dass ich sie heute in Form von Büchern und Seminaren an andere weitervermitteln möchte. Dieser Artikel dient demselben Zweck. Unser westlicher Lebensstil hat sicherlich seine Vorteile. Und doch können wir von der tiefen Verbundenheit der Kahunas mit unserer Mutter Erde offenbar noch eine ganze Menge lernen.
Im weitesten Sinn ist Hooponopono ein schamanisches Ritual. Immer, wenn zwei Hawaiianer in Streit geraten, suchen sie die Hilfe eines Priesters auf, damit er ein Hooponopono mit ihnen durchführt. Dabei erinnern Sie sich, dass sie ursprünglich Brüder sind, die vom rechten Pfad abgekommen sind. Ihr Denken war verwirrt im Nebel ihrer Eitelkeiten und gedanklichen Verwirrungen. Der Priester unterstützt sie dabei, wieder zurück zur Wahrheit ihrer Herzen zu finden. Mahatma Gandhi beschreibt diese Wahrheit sehr treffend:
Du und ich, wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich selbst zu verletzen.
Mit Hilfe von Hooponopono gelingt es uns, den anderen Menschen, mit dem wir in Konflikt geraten, wieder mit den Augen des Herzens zu sehen. Wir erkennen ihn als Teil der Menschheitsfamilie, der wir selbst angehören. Hooponopono gibt uns unsere innere Ausgeglichenheit zurück, die sich dann auch im Außen ausbreitet. Es ist darum sehr viel mehr als bloß ein Ritual, das wir nur hin und wieder anwenden, eben dann, wenn es notwendig erscheint. So wie eine Pille, die wir einwerfen, wenn wir krank geworden sind, um danach wieder zur Tagesordnung überzugehen. Für mich ist Hooponopono im Laufe der Jahre zu einer ganzheitlichen und heilsamen Lebenseinstellung geworden, deren Spirit mich auf Schritt und Tritt begleitet. Mit seiner Hilfe können wir unsere innere Mitte wiederfinden, die wir nur allzu leicht im Trubel unseres hektischen Lebens verlieren. Es erinnert uns daran, was wirklich wichtig ist. Und wie es uns gelingen kann, ein harmonisches und glückliches Leben zu führen.
Hooponopono heilt nämlich vordergründig nicht nur unsere Beziehungen, es heilt uns zunächst selbst auf seelischer Ebene. Der wichtigste Schritt dabei ist die innige Verbindung zu unserem Herzen, das körperlich gesehen unsere Mitte bildet und unser wichtigstes Organ darstellt. Immer mehr Menschen gelingt es gerade, einen eigenen Zugang zu dieser uralten Vergebungstechnik zu entdecken. „Ho’o“ bedeutet soviel wie „tun“ und „Pono“ soviel wie „richtigstellen“ oder „richtig“. Wende ich die Technik des Hooponopono an, dann „mache ich etwas“, um „wieder richtig zu werden“ oder um „etwas richtigzustellen“.
Um die Wirkung zu verdeutlichen, verwende ich gern folgendes Gleichnis: Stelle dir vor, du bist zusammen mit 99 anderen Menschen in einem Raum. Der Raum ist völlig dunkel. Wenn nun einer der hier Anwesenden den Lichtschalter findet und betätigt, wird es auf einen Schlag hell – für alle. Es reicht vollkommen aus, wenn dies einer der hundert Menschen dies tut. Du könntest dieser eine Mensch sein. Und Hooponopono liefert uns diesen Lichtschalter.
Was genau ist nun dieses Hooponopono? Es basiert vor allem auf dem bekannten Resonanzprinzip und dem Ansatz, dass alles mit allem verbunden ist. Viele kennen ja den berühmten Satz von Meister Eckhard:
„Wie im Außen, so auch im Inneren. Und wie im Inneren, so im Außen.“
Hooponopono setzt diesen Satz nun konsequent um und liefert uns den Hebel, um unsere persönliche Umwelt zum Besseren zu verändern. Der Trick lautet, uns mit allem Geschehen in unserer Umwelt als verbunden anzusehen und folglich dafür Mitverantwortung zu übernehmen. Alles in unserer Welt steht mit uns in Resonanz. Auch der blöde Chef oder der unfreundliche Nachbar. Beide kann ich nicht verändern, da sie sich in meinem Außen, meiner Umwelt, befinden. Mit Hilfe von Hooponopono ändere ich aber meinen inneren Anteil an unserer Beziehung. Im Grunde verändere ich meine innere Einstellung zu diesem äußeren Problem, ich stelle mich also „innerlich richtig“, und ändere darum meine Resonanz, meine Wirkung auf diesen anderen Menschen. Dazu eine kleine Erfolgsgeschichte:
Carolin arbeitet im Personalwesen und sollte in ihrer großen Firma einen Mann wieder eingliedern, der längere Zeit wegen Krankheit ausgefallen war. Der Mann verhielt sich jedoch sehr unhöflich und der Umgang mit ihm gestaltete sich als sehr schwierig. Von einer Freundin erfuhr sie von Hooponopono und probierte es einfach einmal aus. Ihr Verhältnis verbesserte sich dabei zusehens. Nach ein paar gemeinsam verbrachten Tagen machte er der verdutzten Carolin plötzlich das Angebot, nach der Arbeit mit ihm essen zu gehen. Er wolle sie gern näher kennenlernen. Ihre vorher so schwierige Beziehung hatte sich völlig verwandelt.
Diese Vergebungstechnik wirkt am stärksten im zwischenmenschlichen Bereich. Menschen, die uns sehr nahestehen, liegen uns besonders am Herzen. Ihnen öffnen wir uns am meisten und werden gerade darum hier auch besonders verletzlich. Hooponopono hilft uns dabei, den geliebten Menschen trotzdem weiterhin in unser Herz nehmen zu können. Es heilt dabei unsere Verletzungen und klärt damit auch die Beziehung zu unserem Mitmenschen. Die Hawaiianer gehen davon aus, dass Hooponopono alle Verstrickungen lösen kann, die wir in unser Leben mitgebracht haben, bis in unsere tiefste Familienwurzel hinein.
Das Universum ist so konzipiert, dass ich mich in anderen Menschen spiegele. Über das Resonanzgesetz ziehe ich Menschen an, die Teile von mir repräsentieren. Tritt nun ein Problem mit einem Menschen meiner Umwelt auf, dann erkenne ich mit Hilfe von Hooponopono, es muss auf irgendeine Weise, die mir meist nicht bewusst ist, auch mit mir selbst etwas zu tun haben. Also heile ich diese Resonanz, indem ich den Teil in mein Herz nehme, der genau mit diesem einen auftretenden Problem zu tun haben muss. Ich heile also im Grunde meinen Anteil an diesem Problem. Ich übernehme die Verantwortung dafür.
Ich sehe mich selbst, bestimmte Anteile von mir, in den unterschiedlichsten Menschen, die mich in meinem Alltag umgeben. Habe ich ein Problem mit einem dieser Menschen, lehne ich eine bestimmte Unart an anderen ab, so darf ich sicher sein, solchen „Kandidaten“ immer wieder zu begegnen. Denn das Universum möchte, dass ich ganz werde. Und wenn ich Anteile von mir ablehne – C.G. Jung würde sie meinen „Schatten“ nennen –, dann sagt das Universum mir immer wieder: „Das bist du auch. Das ist auch ein Teil von dir. Wenn du es in dir ablehnst, dann liefere ich es dir eben außen, in deiner Umwelt. Mir ist es egal, ob du diesen Teil selbst leben möchtest, oder ob du diesen Teil durch deine Umwelt erfahren willst.“
„Schattenseiten, die ich ablehne, treten mir als Schicksal entgegen.“ (C.G. Jung)
Indem ich aufhöre, anderen Menschen oder dem Universum die Verantwortung für mein Leben zuzuschieben, ändert sich mein Bewusstsein von der Opferrolle weg hin zum Gestalter meines Lebens. Dann ist niemand anders mehr schuld in meinem Leben. Ich beginne stattdessen, den anderen Menschen in meinem Leben zu vergeben. Dadurch, dass ich anderen vergebe, gelingt es mir nach dem Prinzip „Wie innen, so außen“ auch, mir selbst zu vergeben.
„Vergebe ich dir, dann vergebe ich gleichzeitig auch mir selbst.“
Alles, was ich dazu tun muss, ist, mein Problem ins Herz zu nehmen und zu anzunehmen. Auch mein Problem ist ein Teil von mir. Damit in meinem Leben eine positive Veränderung stattfinden kann, setze ich bei mir selbst, bei meiner Inneren, an. Was auch immer mir geschieht: Ich bin immer beteiligt. Ich bin in meinem Leben immer mit dabei. Das vergesse ich nur immer so leicht. Die einzige Person, die an allen Geschehnissen in meinem Leben beteiligt ist, bin ich selbst.
„Du nimmst dich immer mit, überall hin.“
Bei Hooponopono besinnen wir uns auf diesen inneren Anteil, den wir an allem haben, was in unsere Umwelt geschieht. Wir nehmen die Menschen in unser Herz, die uns Probleme bereiten, und vergeben ihnen dabei. So finden wir zu unserem inneren Frieden zurück, der sich dann auch nach außen verbreitet. Im Grunde nehmen wir unser Problem in unser Herz, damit unsere Liebe es verwandeln kann. Und bekommen so eine neue Selbstverantwortung und blicken zuversichtlicher in unsere Zukunft.
Ein praktisches Hooponopono
Wenn in deinem Leben gerade ein Problem mit einem anderen Menschen besteht, dann besinne dich zunächst darauf, irgendetwas muss dies auch mit dir selbst zu tun haben. Lege bitte beide Hände auf dein Herz und atme ein paar Mal ruhig ein und aus. Schließe dann deine Augen und suche den Kontakt zu deinem Herzen. Spüre deinen Herzschlag, spüre, wie die Hände auf deiner Brust immer wärmer werden und eine innere Verbundenheit zu deinem Herzen entsteht. Bleibe so für ein paar Minuten. Beobachte deine Atemzüge, die immer ruhiger werden. Beobachte, wie eine innere Entspanntheit in dir entsteht. Dein Herz schlägt gleichmäßig, deine Gedanken werden ruhiger. Spüre, wie sich langsam ein innerer Frieden in dir ausbreitet. Denke nun an den Menschen, mit dem du gerade in Unfrieden bist. Stell dir vor, diese Person stünde gerade vor dir. Atme ruhig weiter und lass deinen inneren Frieden wirken. Stell dir vor, diesen anderen Menschen in deinen Frieden einzutauchen. Spüre dein Herz und bitte es, für Frieden mit diesem Menschen zu sorgen. Beobachte, wie sich eure Beziehung verändert und harmonisiert. Wiederhole diese Übung immer wieder, bis die Beziehung zu diesem Menschen sich normalisiert hat.