Artikel für das Engelmagazin 6/24
Von Manfred Mohr
Wie wird die nähere Zukunft aussehen? Mit einer recht individuellen und darum auch sehr exklusiven Mischung aus Hoffen und Bangen schaut wohl jeder von uns gespannt nach vorn. Im Augenblick vielleicht sogar noch etwas mehr als sonst. Denn insgeheim spüren wir in uns, eine Veränderung liegt in der Luft. Vieles, was wir als stabil einschätzten und was uns darum Sicherheit versprach, löst sich langsam auf, um so erst den notwendigen Raum für Neues zu schaffen. Bereits ab Mitte November wechselt Pluto das dritte und letzte Mal in das Sternzeichen Wassermann. Das lange angekündigte Wassermann-Zeitalter bricht damit wirklich an und hält noch viele weitere Neuerungen für uns bereit. In uns zeigt sich diese wachsende Veränderung da draußen als innere Unsicherheit, die bereits Laotse durch das folgende Gleichnis sehr treffend beschrieben hat:
Was für die Raupe das Ende zu sein scheint, ist für den Rest der Welt ein Schmetterling.
Dieser Prozess des ewigen Wandels ist so alt wie das Leben selbst. So wie jeder neue Tag auf die letzte Nacht folgt und die Jahreszeiten sich immerfort abwechseln, so gebiert die Evolution unseres Planeten das Neue in immer neuen Formen und Gewändern. In diesem ewigen „Stirb-und-Werde“-Geschehen drohen wir uns zu verlieren, den zu oft fühlen wir uns der stetigen Transformation eher ausgeliefert und identifizieren uns viel zu sehr mit der Raupe, als dass wir die neuen Möglichkeiten des entstehenden Schmetterlings bereits erkennen können. Sehen wir die Welt doch noch immer zumeist aus der Perspektive des uns einengenden, begrenzenden Kokons heraus, der die Raupe noch umgibt.
In der neuen Zeitepoche, die nun wirklich einsetzt und die für uns alle immer spürbarer wird, gelingt es uns zum Glück aber immer häufiger, den Blickwinkel auch auf den Schmetterling zu richten. Die Raupe, die dem Geschehen scheinbar so schutz- und wehrlos ausgeliefert ist, gehört mit ihrer Sichtweise dem alten Jahrtausend und der alten Bewusstseinsebene an. Nun, in der neuen Zeit, erkennen wir immer deutlicher, der Kokon und damit der Startschuss zur Veränderung entsprang der Raupe selbst, ihrem inneren Impuls folgend, sich genau jetzt zu verpuppen und die notwendige Verwandlung einzuleiten. Irgendetwas in der Raupe hat den Prozess ausgelöst, in sicherem Wissen und Vertrauen, nur auf diesem Weg ist der Fortschritt der Evolution möglich. Der persische Dichter Rumi fasste dies in die treffenden Worte:
Was immer du verlierst, es wird zu etwas Besseren zurückkehren.
Auch in uns findet diese richtungsweisende Botschaft der Raupe immer mehr Nährboden und schenkt uns damit das Licht der Hoffnung. Wir sehen uns immer weniger als hilflose, krabbelnde Raupe und vermögen immer häufiger, ein tieferes Verständnis der neuen Zeit zu erspüren, in der wir alle mehr unser Potenzial leben können, indem wir uns endlich unserer Flügel bewusst werden und sie ihrem Zweck entsprechend dann auch endlich nutzen.
Vom chinesischen Gelehrten Dschuang Dschou ist uns in diesem Zusammenhang diese Geschichte überliefert worden:
Einmal träumte Dschoung Dschou, er sei ein fröhlich flatternder Schmetterling, der sich glücklich fühlte. Da erwachte er und war plötzlich wieder ganz Dschoung Dschou. Nun wusste er aber nach diesem schönen Traum nicht mehr so recht, ob er wirklich Dschoung Dschou sei, der träumte, ein Schmetterling zu sein. Oder war er nicht doch eher der Schmetterling, der träumte, er wäre Dschoung Dschou?
Im neuen Zeitalter geht es nun aber darum, aus unseren Träumen endlich zu erwachen und ganz im Hier und Jetzt anzukommen. Der schmale Grat, den wir in Zukunft zu beschreiten haben, ist dem mittleren Weg vergleichbar, den Buddha beschrieben hat. Er liegt hier und jetzt, in der erlebbaren Realität, und damit genau zwischen dem noch viel zu verschüchterten Blickwinkel der hilflosen kleinen Raupe und der illusorischen und überheblichen Arroganz, bereits gestern schon ein zauberhafter Schmetterling gewesen zu sein. Wir können jetzt etwas verändern, zum Positiven, indem wir ganz annehmen, was wir in diesem Moment wirklich sind. Eckhard Tolle nennt diesen aktuellen Zeitpunkt darum sehr treffend „Gegenwärtigkeit“ und führt aus:
Man schafft eine gute Zukunft, indem man eine gute Gegenwart erschafft!
Für ihn ist nur der gegenwärtige Zeitpunkt wichtig, und immer der richtige Moment. Denn nur ihn können wir wirklich erleben, nur ihn können wir darum auch positiv gestalten. Nur im aktuellen Moment können wir die uns von Gott gegebenen Freiheit zum Positiven nutzen.
Der Keim für die nähere Zukunft wird bereits heute gesät. In jedem von uns. Das Morgen steht auf dem Boden des Heute und hängt davon ab, wie wir gestern waren und was wir morgen sein möchten. Jeder von uns kann etwas Positives beitragen zum kommenden Morgen, wenn wir uns dessen bewusst sind und das Gute säen, in jeden neuen Moment. In das Jetzt, wie Eckhard Tolle sagt, als den einzigen Zeitpunkt unseres Lebens, an dem wir tatsächlich Einfluss nehmen können. Carl Gustav Jung beschreibt diese dem menschlichen Wesen innewohnende Fähigkeit mit den Worten:
Ich bin nicht das, was mir passiert ist. Ich bin das, was ich entscheide, zu sein.
Wir werden morgen ernten können, was wir heute gesät haben. Ob die Saat aufgeht und wie gut die Ernte ausgehen wird, liegt allein an unserer Entscheidung, wer wir im Moment der Aussaat sind und sein möchten. Die gute Zukunft wird durch uns geprägt, indem wir eine gute Gegenwart erschaffen. Rumi sagt dazu passend:
Gott ist allmächtig und voller Mitleid, aber wenn du Gerste anbaust, dann warte bei der Ernte nicht auf Weizen.
Wir sind die Zukunft. Denn die Zukunft liegt in uns. Das Gute, was wir aussäen und damit anderen geben, es wird uns selbst zuteil. Jedes Wort, das wir sprechen, jede Handlung, die wir ausüben, sie haben eine Wirkung nach vorn, vom jetzigen Moment in die morgige Zukunft gerichtet. Die neue Zeitepoche ist durch dieses neue Bewusstsein gekennzeichnet. Wir überwinden unsere Ängste, wie eine Raupe klein und hilflos zu sein, und verwandeln uns auf diese Weise vom Opferdasein hin in die eigene Schöpferkraft. Um morgen der Schmetterling sein zu können, der bereits heute in uns als unser Potenzial angelegt ist und der auf seine Transformation wartet. Um noch ein letztes Mal Rumi zu zitieren:
Wenn alles um dich herum dunkel erscheint, dann schau noch einmal genauer hin. Vielleicht bist du das Licht.
Es ist das Licht, das die Raupe anstrebt, wenn sie sich verwandelt. Es ist das Licht, das auch in uns den verborgenen Schmetterling zum Vorschein bringen will. Es ist das Licht, das wir in der kommenden Zeitepoche in uns immer mehr entdecken und entzünden sollten. Dann wird seine transformatorische Kraft zum Guten auch in uns das Gute entzünden, um so eine gute Zukunft für uns alle bewirken zu können. So lasst uns alle unser Licht leuchten lassen, für uns und unsere Liebsten, gerade jetzt, wo die gute Zukunft jeden von uns Lichtarbeitern ganz besonders nötig braucht.