Von Manfred Mohr
In unserem Herzen sind noch viele unbekannte Schätze verborgen, die uns in der neuen Zeit, in der wir nun alle leben, immer bewusster werden. Und diese Kräfte warten nun ganz ungeduldig darauf, von uns entdeckt und zum Guten eingesetzt zu werden. Ein wenig so wie wir es vom Froschkönig her kennen, möchte in jedem von uns ein Frosch wachgeküsst werden, um endlich ein Prinz (und selbstverständlich auch eine Prinzessin!) werden zu können.
Diese für den Verstand so unerklärliche Form der mystischen Verwandlung vom Frosch in einen Prinzen kann in unserem Herzen geschehen. Manchmal warten wir auf ein Wunder, das uns von außen helfen und erlösen soll, dabei liegt der Zauberstab dazu doch bereits in uns selbst, in unserem Herzen. Jedoch noch unbemerkt und ungesehen. Irgendwo denken wir vielleicht alle viel zu oft, doch nur ein unscheinbarer Frosch zu sein, und sehnen uns nach Liebe und Anerkennung. Dabei ist der Prinz (und die Prinzessin) in uns schon da. Alles, was wir tun müssen, ist, uns mehr unserem Herz zuzuwenden. Die Zauberfee wartet dort bereits auf uns.
Erfahrungsgemäß ist das größte Hindernis, mit dem Herzen in Verbindung zu treten, genau mit diesem fest verankerten Glauben an unsere Froschnatur verknüpft. Wir stehen uns hier mit unserer vorgefassten Meinung darüber, wer wir sind und was wir können, mitunter selbst am meisten im Weg. Henry Ford sagte dazu einmal:
Ob du glaubst, du kannst es, oder ob du glaubst, du kannst es nicht, du hast Recht!
Es geht auch hier darum, was wir zu glauben vermögen, um unsere Möglichkeiten zu vergrößern. Um ein weiteres Märchen zum Vergleich zu bemühen, meinen wir doch viel zu oft in dieser Weise, nur ein hässliches Entlein zu sein, dabei sind wir doch bereits ein wunderschöner Schwan. Nur sehen wir es noch nicht, können es noch nicht sehen, denn es ist uns noch nicht bewusst geworden. Genau dies würde aber die wundersame Verwandlung vom Entlein zum Schwan erst ermöglichen. Wie in diesem Märchen beschrieben, bleibt der Schwan, wer er ist, denn er ist ja bereits der Schwan, aber noch unerkannt. Und doch wird allein dadurch alles anders, weil er endlich erkennt, wer er wirklich ist. Diese neue Blickweise auf uns selbst (und andere) kann jedem von uns gelingen, wenn wir mehr im Herzen sind und häufiger auf unsere Gefühle hören. Dann beginnen wir, die Augen unseres Herzens zu öffnen und langsam mit ihnen sehen zu lernen. Und damit erschließt sich uns eine vorher noch gänzlich unbekannte Welt. Wir wechseln aus der Entleinperspektive unserer Selbst zur höheren Sichtweise des Schwans. Wir beginnen wirklich zu sehen, was da ist. Darin liegt das Geheimnis.
Wir gut also, dass es Märchen gibt! Sie ziehen uns in ihre scheinbar wundersame Welt und berichten uns dabei eher nebenbei von vielen der potentiellen Möglichkeiten, die auch in unserem Alltag stattfinden können. Die Augen unseres Herzens sehen mehr und begreifen darum tiefer, was uns umgibt und können den Dingen und Erfahrungen unserer Umwelt somit eine neue Bedeutung schenken. Die in allen Dingen versteckte Schönheit wird dabei offenbart. Oder, wie es ein deutsches Sprichwort so treffend sagt: Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Christian Morgenstern bringt es auf den Punkt:
Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.
In unserem Herzen verbirgt sich die Liebe als eine Art himmlische Einladung, dem Geheimnis unseres Lebens immer mehr auf die Schliche zu kommen. Die Wunder unseres Lebens erschließen sich uns dann durch die Augen unseres Herzens und werden deutlicher erkannt. Wir fühlen uns erfüllter, kraftvoller und zuversichtlicher. Es gelingt uns immer spielerischer und selbstverständlicher, mit den täglichen Herausforderungen des Lebens umzugehen. Der Weg der Liebe und in unser Herz birgt in sich den Schlüssel zu unserem ganz persönlichen Glück. Das Feuer der Liebe springt wie ein Funke auch zu anderen über, das ist sein Sinn und seine Bestimmung. Die Liebe wird somit sich selbst zum Weg und zum Ziel.
Denn Liebe zieht noch mehr Liebe an, ähnlich einem Magneten.
So wie das Licht der Sonne im Laufe Jahreszeiten im Sommer mal stärker und im Winter auch mal schwächer scheinen kann, um uns zu wärmen und zu erfreuen, so kann auch das Licht in unserem Herzen einmal stärker oder manchmal schwächer leuchten, je nach Stimmung und äußeren Umstanden. Die folgende Übung möchte dich darum an deine innere Sonne erinnern, damit sie dich innerlich wärmt. Vielleicht gerade dann, wenn du eine wenig Licht und Liebe in deinem Leben am meisten brauchen kannst.
Darum ist diese Übung für jeden Tag geeignet, besonders dann, wenn du dein inneres Licht manchmal schon ganz vergessen hast. Wenn du Freude hast, mach dieses kleine Ritual doch eine Zeit lang jeden Tag für ein paar Minuten, um es besser kennenzulernen.
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Übung: Ich entzünde das Licht in meinem Herzen
Setz dich dazu bequem auf ein Sitzkissen oder einen Stuhl und entzünde vor dir eine Kerze. Blicke zunächst ein paar ruhige Atemzüge lang hinein und beobachte deinen Atem dabei. Sage dir innerlich ganz einfach dazu die Worte: Ich atme ein. Und ich atme wieder aus.
Beobachte dich selbst dabei und stelle fest, wie dein Atem dabei ruhiger und gleichmäßiger fließt. Dann schließe langsam deine Augen und behalte das Bild der Kerze mit ihrem Licht dabei in deinem Bewusstsein.
Nimm das Bild der leuchtenden Kerze nun in dein Herz und stell dir vor, jetzt würde diese Kerze auch in deinem Herzen leuchten. Spüre die leichte Wärme, die dabei entsteht. Atme weiter ruhig ein und aus. Bleib beim Bild der Kerze, die in deinem Herzen entbrennt. Registriere einfach, wie sich dieses Licht jetzt in deinem Herzen ausbreitet und spüre, wie sich das anfühlt. Dieses Licht verbindet dich mit deiner Liebe in deinem Herzen.
Dann nimm wahr, wie dieses innere Licht dich innerlich wärmt und dir guttut. Es ist, als würden wir den Holzofen in unserem Wohnzimmer anzünden und dem brennenden Feuer etwas verzaubert zuschauen. Ebenso betrachten wir unser inneres Licht und spüren seine wohltuende Wärme.
Nun stell dir vor, wie dieses Licht über deinen physischen Körper hinausgeht und aus deinem Herzen hinaus in deine Umwelt strahlt. Verbinde dann dieses Licht mit einem Wunsch oder einem Segen. Etwa in der Art, innerlich in Stille und Verbundenheit kurze Sätze zu sprechen: „Möge sich das Licht in meinem Herzen überall verbreiten. Möge das Licht der Liebe in allen Herzen leuchten. Möge das Licht dieser Kerze allen Herzen Frieden und Ausgeglichenheit schenken.“ Welchen Wunsch möchtest du noch mit diesem Licht auf den Weg geben? Welcher Segen zeigt sich gerade in dir, den du innerlich aussenden möchtest? Jetzt ist eine gute Gelegenheit dazu.
Wie fühlst du dich dabei? Beende die Übung nach ein paar Minuten, wenn es sich für dich stimmig anfühlt.
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Es gibt in unserem Kulturkreis schöne Traditionen, bei denen ein Feuer zu einem festlichen Anlass entzündet wird, etwa zum Mittsommer. Wie wäre es, wenn du dieses Ritual an solchen Gelegenheiten mit deinen Freunden zelebrierst? Das Licht in unserem Herzen freut sich immer, wenn wir uns ihm zuwenden…
Manfred Mohr ist Autor und Seminarleiter. Sein neuer online-Kurs, der in Zusammenarbeit mit mystica TV entstanden ist, trägt den Titel: „Den Weg des Herzens gehen – die 7 Grundprinzipien der Liebe“. www.mystica.tv/akademie/