Für das Engelmagazin 5/25: Glückliche Beziehungen in der neuen Zeit

Jeder von uns lebt in einem eng verzweigten Netzwerk von Beziehung. Wir reden miteinander, arbeiten miteinander und werden im engeren Kontakt zu anderen immer wieder vor die eine oder andere Herausforderung gestellt. Es stellt sich somit die Frage, wie gehen wir am besten mit anderen Menschen um? Ich möchte sogar sagen, hinter der Antwort auf diese Fragestellung versteckt sich die Kunst des Lebens. Unser persönliches Glück hängt davon ab, wie gut und praktikabel wir es gelernt haben, einen angenehmen Kontakt zu anderen zu pflegen.

Nimm die Menschen, wie sie sind. Es gibt keine anderen. (Kurt Tucholsky)

In der neuen Zeit, in die wir alle nun langsam hineinwachsen, spielen unsere Beziehungen zu anderen Menschen eine ganz besondere Rolle. Wir spüren immer besser, wie andere Menschen auf uns einwirken, wer uns gut tut und wer eher nicht. Und umgekehrt wird uns genauso bewusst, dass auch wir einen Einfluss auf die Menschen um uns herum haben, mit der Art und Weise, wie wir sprechen, wie wir handeln und mit welcher Energie wir an andere herantreten. Wir spüren: das Gute, das wir aussenden, es kommt zu uns zurück.

Das Leben ist ein Bumerang: man bekommt zurück, was man gibt. (Dale Carnegie)

Selbstverantwortung ist hier der Schlüssel. Sie öffnet uns die Pforte in eine glückliche Zukunft, in der wir mehr und mehr gute und liebevolle Beziehungen führen können. Wenn wir bisher eher noch geprägt von der alten Zeit erwartet haben, dass andere Menschen uns glücklich machen, dann spüren wir jetzt vermehrt, erst umgekehrt wird ein Schuh daraus. Wenn ich das Prinzip Selbstverantwortung wirklich verinnerliche, dann warte ich nicht mehr darauf, dass der andere den ersten Schritt tut. Denn dann könnte ich ja ewig warten.  Nein, ich gehe ihm lieber selbst ein Stück weit entgegen. Ich werde selbst aktiv. Ich werde auf diese Weise aus mir heraus meines Glückes Schmid, und gehe lieber tatkräftig nach vorn, anstatt passiv zu bleiben und mich nur ständig um mich selbst zu drehen.

Wenn ein Mensch vergessen hat, wie man lacht, dann zeig ihm, wie es geht. (Astrid Lindgren)

Ich nehme mein Glück jetzt besser in die eigene Verantwortung, sinnbildlich in die eigenen Hände. Ich bin mir bewusst, wenn ich meine Energie anhebe und Gutes ausstrahle, dann werden in meinem Umfeld mehr glücklich machende Momente geschehen.  Dann erwarte ich nicht mehr, dass der andere mich glücklich machen soll. Nein, ich mache den anderen glücklich, soweit mir dies möglich ist.  Nur um dann später erst spüren zu können, auf diese Weise am einfachsten selbst glücklich zu werden.

Happy wife – happy life. (Glückliche Frau – glückliches Leben.) (amerikanisches Sprichwort)

Die neue Zeit, sie wird eine fühlende sein. Das, wonach wir vielleicht am meisten suchen, nach Liebe und Anerkennung, es ist zuallererst ein Gefühl. Anstatt darauf zu beharren, nur durch den anderen Menschen in dieses gelobte Land geführt werden zu können, ermächtige ich mich selbst und tue Gutes, so sehr ich es vermag. Ich beende die ewige Suche nach dem Erlöser da draußen und besinne mich auf meine innere, mir immer zur Verfügung stehende Kraft. Ich ziehe mich am eigenen Zopf aus dem Sumpf, so unmöglich mir dies für meinen Verstand auch erscheinen mag. Mein Gefühl zeigt mir den Weg. Vielleicht können wir hier, wie so oft, von den alten Kulturen lernen, wenn wir nur genau genug hinschauen.

Ein Afrikaforscher besuchte im südlichen Teil dieses Kontinents einen Stamm, um ihn näher kennenzulernen. Um sich mit ihnen anzufreunden, sagte er einmal zu einer Gruppe Jugendlicher: „Schaut mal, hier ist ein großer Korb mit Früchten und derjenige, der zuerst an diesem Affenbrotbaum da vorne ankommt, gewinnt diesen Preis.“ Die Jugendlichen nickten, griffen sich vergnügt an den Händen und liefen singend und tanzend gemeinsam hin zum Baum. Sie kamen gemeinsam an und gewannen darum alle. Schmatzend teilten sie sich den Korb mit Früchten. Der Afrikaforscher war erstaunt und fragte, warum sie kein Wettrennen gemacht hatten. Sie antworteten nur mit einem Wort „Ubuntu“, was in ihrer Sprache soviel bedeutet wie „Ich bin, weil wir sind.“.

Ubuntu lässt sich für mich am ehesten übersetzen mit der Tatsache: „Wie soll ich glücklich sein, wenn alle anderen um mich herum gleichzeitig unglücklich sind?“ Im Gefühl bin ich vielleicht einen Moment lang der Sieger, aber glücklich werde ich erst, wenn auch alle meine guten Freunde glücklich sind. Diese Form von Menschlichkeit und harmonischem sozialem Miteinander scheint in unserer Ellbogengesellschaft scheinbar noch keinen Platz zu finden. Und doch ist dieses berührende Beispiel sehr zukunftsweisend. Orientiert es sich doch an so großen Vorbildern wie Mahatma Gandhi und Nelson Mandela.

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt  (Mahatma Gandhi)

Die neue Zeit ist durch eine Erkenntnis geprägt, die eigentlich gar nicht so wirklich neu ist: Ich selbst bin für mein Leben verantwortlich. Anstatt darauf zu warten, dass der andere mich glücklich macht, kümmere ich mich selbst darum. Ich bin für mein Glück allein verantwortlich. Meine Gefühle gehören ganz allein mir. Und darum bin ich auch für meine Gefühle alleine verantwortlich. Es ist, zugegeben, ein für manche vielleicht noch recht neuer Gedanke, und doch ist er ein wichtiger Steigbügelhalter hin in die neue Zukunft:

Meine Gefühle sind meine Verantwortung. (Eva Maria Zurhorst)

Es erscheint irgendwie nur wie ein kleiner gedanklicher Schritt und doch ist es ein sehr schwieriger: Wenn mein persönliches Glück allein von mir und meiner Einstellung zum Leben abhängt, dann gilt dies- logischerweise- auch für nein Unglück. Ich bin auch für ungute Gefühle, die sich in mir zeigen, verantwortlich.

Wann auch immer ich mich also in Zukunft verletzt, ungesehen, übergangen oder übervorteilt fühle, übernehme ich auch hier die Selbstverantwortung und werde „Mutter für mein Gefühl“.  Wer sonst sollte dies tun? Selbstverantwortung bedeutet, erwachsen zu sein und sich selbst Mutter und Vater werden zu können. Sowenig, wie wir darauf warten sollten, dass jemand anderer uns seine Liebe schenkt, so sollten wir unseren verletzten Gefühlen ebenfalls einen Schritt weit entgegengehen.

Ich nehme dich an, mein verletztes Gefühl. Ich gebe dir Raum. Ich akzeptiere mich in diesem Moment, so wie ich bin und damit auch mein Gefühl. Ich nehme mein verletztes Gefühl in meine Arme, so wie es meine Mutter tat, als ich weinend als Kind zu ihr lief, um Trost zu finden. Ich liebe mich und darum auch jedes meiner Gefühle, dass sich gerade zeigen möchte.

In der Beziehung zu mir ist es darum nicht anders wie in der Beziehung zu den Menschen meiner Umwelt. Ich warte nicht mehr darauf, dass sich mein Gefühl irgendwann von alleine verbessert, sondern werde selbst aktiv.  Mein Glück finde ich deshalb nicht irgendwo da draußen, sondern nur in mir. Indem ich die Verantwortung übernehme, für die vielen kleinen Momente, die schließlich das große Ganze ergeben – unser Leben.